Die Sportregion Osnabrück-Stadt und Land e.V. bewegt Menschen mit Demenz

interessante Informationen Beiträge zum Thema Sport und Demenz

Das Projekt soll informieren und sensibilisieren. In dieser Rubrik werden interessante Beiträge und Artikel verfasst, die das Projekt thematisch begleiten und zum Wissenstransfer dienen sollen.

Kommunikation bei Demenz

In Folge einer Demenzerkrankung verändert sich bei Betroffenen die Kommunikationskompetenz, was viele Ursachen haben kann. Anbei werden ein paar Beispiele dargestellt, welche Einschränkungen bei Betroffenen entstehen können:

  • Eine verringerte Aufmerksamkeitsleistung: Die Betroffenen können sich nicht mehr (ausreichend) lange auf ein Gespräch konzentrieren.
  • Ein nachlassendes Kurzzeitgedächtnis: Informationen werden schneller vergessen, es kommt häufig zu wiederkehrenden Fragen.
  • Eine zunehmende Affektlabilität: Betroffene reagieren möglicherweise emotionaler als es der Situation angemessen zu sein scheint.
  • Häufiger werdende Wortfindungsstörungen: Betroffenen fallen Wörter, die sie benutzen möchten, nicht mehr ein. Mit der Zeit kann auch das Sprachverständnis abnehmen.
  • Persönlichkeitsveränderungen und nachlassende Beurteilungsfähigkeit: Betroffene reagieren eventuell anders, als wie Angehörige es von ihnen aus der Vergangenheit kennen. Zudem kann die Selbst- und Fremdeinschätzung unpassend sein, eigene Probleme oder auch Gefahrensituationen werden möglicherweise nicht als solche erkannt.

Die sich verändernden Ressourcen und Fähigkeiten der Betroffenen führen zu einem sich verändernden Kommunikationsverhalten. Sie sind hierbei sowohl als „Sender“, als auch als „Empfänger“ von verbalen Botschaften eingeschränkt (das Gespür für nonverbale Sprache bleibt deutlich länger erhalten). Mit der Zeit wirkt sich dieses auch negativ auf die Handlungskompetenz im Alltag aus (beispielsweise beim Einkaufen oder bei Arztterminen), aber auch die Rollen im sozialen Umfeld werden zunehmend beeinflusst.

Herausforderndes Verhalten

Eine Auffälligkeit, die bei zunehmend schlechter werdenden Krankheitsverlauf eintreten kann, ist das „Herausfordernde Verhalten“. Hierbei handelt es sich um wiederkehrende Verhaltensauffälligkeiten, die als Belastung für das unmittelbare Umfeld wahrgenommen werden.

Hierbei können verschiedene Ausprägungen unterschieden werden:

Verbal nicht aggressives Verhalten

Angst, depressive Verstimmung, Verweigerung…

Verbal aggressives Verhalten

Schreien, rufen, beschimpfen…

Physisch nicht aggressives Verhalten

Agitiertheit, Unruhe, mit Kot schmieren…

Physisch aggressives Verhalten

Schlagen, treten, spucken, kneifen…

 

Wie kommt es zum herausfordernden Verhalten?

Ein Mensch mit Demenz kann sich häufig nicht mehr verbal äußern. Herausforderndes Verhalten ist eine Reaktion auf ein bestehendes Problem, zum Beispiel:

  • Schmerzen
  • Bedürfnisse, die nicht geäußert werden können, wie Trost, Sicherheit, Geborgenheit…
  • Körperliche Erkrankungen, wie Infektionen, Stoffwechselstörungen, Nebenwirkungen von Medikamenten…
  • Reaktion auf Kompetenzverlust, zum Beispiel Fehldeutungen von Situationen, Überforderung…
  • Umzug in eine fremde Umgebung
  • Extrinsische Faktoren: Umwelteinflüsse, wie Lärm, zu niedrige/hohe Temperaturen, unangenehme Gerüche…

Hinzu kommt:

  • Menschen mit Demenz werden ständig mit ihren Defiziten konfrontiert
  • Erinnerungen und Alltagskompetenzen gehen verloren
  • Vertraute Umgebungen/Personen… werden nicht mehr sicher zugeordnet
  • Häufig wird der situative Kontext von Handlungen nicht erkannt

Eine häufige Reaktion auf herausforderndes Verhalten bei Angehörigen, Pflegenden und anderen involvierten Personengruppen ist Hilflosigkeit, Überforderung und Abwehr. Verhaltensweisen können nicht immer offensichtlich zugeordnet und verstanden werden, besonders aggressives Verhalten erschwert die Situation zunehmend. Wichtig ist es sich in die Betroffenen hineinzuversetzen, um ein besseres Verständnis für die subjektive Wirklichkeit zu entwickeln. Zunächst muss immer hinterfragt werden warum eine Person so handelt und welche Bedürfnisse möglicherweise hinter dem Verhalten stecken. Die aufgestellten Verhaltenshypothesen sollten im Alltags stets überprüft und ggf. angepasst werden. Zum Weiterlesen/Vertiefen empfiehlt sich folgender Link (Interview mit einem Demenzexperten zum Thema „Herausforderndes Verhalten“):

https://www.hogrefe.com/de/thema/herausforderndes-verhalten-hinter-die-fassade-blicken (letzter Zugriff am 26.10.2021)

Wichtig bei der Kommunikation

Um Betroffene möglichst optimal in ihrer Kommunikationsfähigkeit zu unterstützen, unabhängig davon, ob herausforderndes Verhalten vorliegt oder nicht, sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden:

  • Keine Diskussionen mit Betroffenen führen, dies führt nur zu Frust und verschwendet Energie. Bewahren Sie Ruhe und vermeiden Sie Anschuldigungen.
  • Auch wenn der verbale Zugang zunehmend verloren geht, sind Betroffene über die nonverbale Ebene sehr lange zu erreichen (Mimik, Gestik, Berührungen, Blickkontakt, Klang und Tonlage der Stimme).
  • Hören Sie empathisch zu und nehmen Sie die Betroffenen ernst.
  • Formulieren Sie Gesprächsinhalte einfach, nutzen Sie kurze prägnante Sätze.
  • Bewahren Sie den Respekt gegenüber den Betroffenen und nutzen Sie keine „Babysprache“.
  • Eine gleichbleibende Tagesstruktur mit etablierten Gewohnheiten erzeugt Sicherheit.
  • Nehmen Sie (verbale) Ausbrüche von Betroffenen möglichst nicht persönlich. Sie sind vielmehr Reaktion auf ein Problem oder unangenehmes Gefühl, das aber nicht als solches benannt werden kann.

Quelle: Zentrum für Qualität in der Pflege (2020): Demenz. Anregung für Partnerinnen und Partner. ZQP-Ratgeber. https://www.zqp.de/wp-content/uploads/ZQP-Ratgeber-Demenz.pdf (letzter Zugriff am 26.10.2021)

Exkurs: Validation

Bei der Validation handelt es sich um ein Konzept wie auf verbaler Ebene mit an Demenz Erkrankten Kontakt aufgenommen werden kann. Die Betroffenen werden wertschätzend und respektvoll da abgeholt, wo sie stehen. Das Gesprochene und das Verhalten werden genutzt, um den tiefliegenderen Sinn, der manchmal nicht offensichtlich ist, zu entdecken. Das Gesagte wird akzeptiert, es wird nicht über die „Realität“ diskutiert. Die Begründerin der Validation ist Naomi Feil, die diesbezüglich auch zahlreiche Publikationen veröffentlicht hat. Innerhalb der Validation formuliert Naomi Feil 10 Prinzipien, die bei der Validation bedeutsam sind und in der Kommunikation berücksichtigt werden sollten; hierzu gibt die folgende Abbildung einen Überblick:

Quelle: Feil, N. (1993): Ausbruch in die Menschenwürde. Validation – einfache Techniken um Menschen mit Altersverwirrtheit/Demenz vom Typus Alzheimer – zu helfen. Wiener Verlag

Information und Beratung

Inhaltliche Fragen oder solche zur Unterstützung bei der Planung und Umsetzung von eigenen Angeboten vor Ort können per E-Mail an die Projektleitung gestellt werden.

Verena Jahns

Projektleitung

Philipp Karow

Sportreferent

Tel. 0541 – 600 179 64
philipp.karow@ksb-osnabrueck.de

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